Katyčiai ist ein Städtchen am Ufer des Flusses Šyša und gehört zu den ältesten Orten im Bezirk Šilutė. Es ist bekannt für seine gut erhaltene Architektur. Laut dem Frieden von Melno aus dem Jahr 1442 gehörte Katyčiai zum Großfürstentum Litauen. Seit 1555 war es Teil Preußens. Im 18. Jahrhundert fanden hier große Märkte statt. Im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts starben viele Einheimische an Pest- und Choleraepidemien. Deutsche Kolonisten wurden an ihre Stelle gebracht. 1861 machten die Deutschen 80 % der Bevölkerung aus. Im Jahr 1905 betrug der Anteil der Litauer 30 %. Nach dem Klaipėda-Aufstand wurde Katyčiai wieder Teil Litauens. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flohen viele in Katyčiai lebende Deutsche nach Westen. Ihre Plätze wurden von Zugezogenen aus verschiedenen Teilen Litauens eingenommen.
Katyčiai wird von einer alten evangelisch-lutherischen Kirche geschmückt. Sie wurde 1734 aus Feldsteinen und Ziegeln mit einem Holzturm erbaut und steht neben dem alten Friedhof. Im Jahr 1801 wurde der Turm bei einem starken Sturm zerstört. 1894 wurde die Kirche umfassend renoviert und erhielt eine rechteckige Form mit einem verstärkten Holzturm und einem Zeltdach. Im hölzernen Turm hingen drei Glocken, eine davon war ein Geschenk der preußischen Königin Luise. Die Glocken läuteten bis 1955.
Im Jahr 1926 wurde in Katyčiai eine Wassermühle gebaut, die nach dem Krieg zeitweise Strom für den Ort lieferte. Heute befindet sich das Gebäude in einem baufälligen Zustand und müsste renoviert werden.
Neben der Kirche, an der Kreuzung der Straßen nach Degučiai, Stubriai und Mediškėmiai, entstand ein Marktplatz mit Verkaufsständen. Im Jahr 1906 begann man, ihn mit Steinen zu pflastern. Dieser eigenartige Marktplatz war von prunkvollen Backsteingebäuden mit 1 bis 3 Etagen umgeben. In den Nachkriegsjahren wurden viele Einzelgehöfte zerstört, und die alten Gebäude verfielen.
Nach 1990 setzte der Verfall in Katyčiai fort. In den Jahren der Unabhängigkeit wurden mehrstöckige Gebäude am Marktplatz aufgegeben und später abgerissen. Erst 2005 wurde der historische Teil des Ortes in das litauische Kulturerbeverzeichnis aufgenommen – ohne Angabe seines Wertes. Auch nach vielen Jahren hat der Ort zahlreiche deutsche Merkmale bewahrt. Es ist ein besonderer und interessanter Ort, in dem man etwas Einzigartiges entdecken kann. Im Laufe der Geschichte wurde Katyčiai unter verschiedenen Namen erwähnt: Kotyca, Koadjuthen, Koadjuten, Coadjuthen, Katytiai, Kottiten.