Der im Jahr 1721 gegründete staatliche Gutshof in Šilutė ist ein elegantes Beispiel der spätklassizistischen und historistischen Architektur mit feinen dekorativen Elementen, die für das Memelland typisch sind.
Im Jahr 1819 wurde der Gutshof von Franz Wilhelm Radke übernommen, doch seine wahre Blütezeit begann 1889, als er von Dr. Hugo Scheu erworben wurde. Der visionäre Gutsbesitzer modernisierte das Anwesen, verpachtete Teile seines Landes und schenkte einige Gebiete der Stadt. Viele bedeutende Orte in Šilutė – darunter das Kreiskrankenhaus, der Marktplatz, das Gymnasium, die ehemalige Grundschule, das Postamt, die Feuerwehr, der Hafen und die evangelisch-lutherische Kirche – wurden auf dem ehemaligen Gutsgelände errichtet. Aufgrund seiner großzügigen Beiträge wird Dr. Hugo Scheu oft als Wohltäter der Stadt Šilutė bezeichnet.
Der Gutshof beherbergte auch das erste Museum des Memellandes, das eine einzigartige Sammlung kultureller und historischer Artefakte verwahrte. Leider wurde im Oktober 1944, als die Rote Armee den Gutshof besetzte, ein großer Teil der Museumsgegenstände zerstört. Während der Sowjetzeit diente das Anwesen verschiedenen Zwecken, darunter als landwirtschaftliche Schule und als staatlich geführter Betrieb.
Seit 2015 befindet sich auf dem Gutshof das Hugo-Scheu-Museum, das Besucher in die Geschichte und Kultur der Region eintauchen lässt. Zudem beherbergt es das Tourismusinformationszentrum von Šilutė, während einige der ehemaligen Wirtschaftsgebäude heute als Restaurierungs- und Bildungszentren genutzt werden.